30.04.2020

Wie katalysiert die aktuelle Situation die Transformation zur Mobilität der Zukunft?

Es scheint als befinden wir uns gerade in einer sehr spannenden Serie. Gebannt verfolgen wir die letzten Minuten – ein Drama, eine Eskalation aus Schrecken, Leid und Panik. Und dann, wenn die Spannung zum Zerreißen gespannt ist, hört es plötzlich auf. Fortsetzung folgt…

Wie katalysiert die aktuelle Situation die Transformation zur Mobilität der Zukunft?
© shutterstock.com | Neo Fenghuang

Wir alle hängen auch gerade „an der Klippe“ und warten darauf wie es weitergeht. Wir wurden mitten in unserem Leben brutal gestoppt und die Zukunft ist ungewiss. Wir fiebern der Auflösung entgegen und hoffen auf ein Happy End. Bis vor wenigen Wochen waren wir noch in vollem Lauf – zumindest gefühlt. Wir waren stets unterwegs: zum Arbeitsplatz, zu Meetings, auf Geschäftsreisen. Die vielen vergeudeten Stunden im Stau oder bei der Parkplatzsuche haben wir geschickt ausgeblendet. Stattdessen haben wir immer größere, schnellere Autos gekauft mit jeder Menge toller neuer Funktionen. Während der Fahrten wurde telefoniert, wir hörten die neuesten Podcasts oder ließen uns die gefragtesten Bücher zusammenfassen und haben so unterwegs ganz nebenbei unsere Produktivität gesteigert. Wer schon in den Genuss eines Abstandstempomaten kam, fieberte vielleicht schon dem Autopiloten entgegen. Was waren wir effizient!

Immer höher – schneller – weiter?

Trotz unzähliger Signale wollten wir gerne glauben, dass es einfach so weiter geht: immer schneller – höher – weiter. Schließlich sah und sieht die Weiterentwicklung des Automobils vor, dieses stetig sicherer und komfortabler zu machen: Fahrerassistenzsysteme nehmen uns Aufgaben ab und die zunehmende Digitalisierung erlaubt eine Individualisierung von Ausstattung und Funktionen in einem neuen Ausmaß. Die Möglichkeiten schienen schier endlos zu sein. Ganz nebenbei gestattet dies neue Geschäftsmodelle und andauernd wiederkehrende Einnahmequellen in Form von Updates, Abos und Upgrades. Quasi eine Win-win-Situation für Anbieter und Kunden. Gleichzeitig hat sich die Kooperation auf höherer Ebene so weit entwickelt, dass beispielsweise die politische Forderung nach Emissionszielen und der Erhalt von Arbeitsplätzen und Wirtschaftskraft dahingehend moderiert wurde, dass im Interessenausgleich gerade soviel Fortschritt erzielt wurde, wie es der kleinste gemeinsame Nenner erlaubt hat.

Transformation ist unausweichlich

Die Notwendigkeit nach Veränderung ist allen bewusst. Es wird von der Transformation der Automobilindustrie zum Mobilitätsanbieter gesprochen. Das klingt nach einem evolutionären Prozess – einer Weiterentwicklung in kleinen Schritten – oder etwa doch nicht?

Im Grunde genommen bedeutet aber Mobilität der Zukunft folgendes:

•          Der Kunde steht im Zentrum, nicht das Produkt

•          Tech-Push Innovation wird von Market-Pull Innovation abgelöst

•          Das Geschäftsmodell zielt auf customer value und nicht auf shareholder value

•          Ein Nachfrage-Markt löst einen Angebots-Markt ab

•          Entscheidend ist der Kundenzugang, nicht die Markenbindung

Das bedeutet Disruption. Die Krux ist, dass eine Kannibalisierung des bestehenden Geschäfts zugunsten einer unklaren Zukunft extrem riskant ist. Deshalb erfolgt Disruption meist von außen. Tesla ist ein gutes Beispiel für ein Unternehmen, das nichts zu verlieren hatte, aber alles gewinnen konnte mit der Entwicklung eines Elektroautos und eines unwiderstehlichen Kundenangebots. Mobilität der Zukunft bedeutet jedoch mehr als ein neuer, elektrischer Antrieb. Es bedeutet „von A nach B“ und nicht „das Auto“. Die Lösung kann verschiedene Verkehrsmittel beinhalten und ganz unterschiedliche Anbieter von Dienstleistungen spielen hierbei eine Rolle. Viele Branchen sind involviert und die reibungslose Kooperation und Integration an Schnittstellen wird zum Erfolgsfaktor. Die Corona-Krise hat das Zeug, zum „Disruptor“ zu werden. Sie katalysiert die Transformation von der Konsum- zur Werte-Gesellschaft.

Das Lenkrad nicht aus der Hand geben

Disruption wurde als Synonym für radikale Innovation verstanden und in der Start-up Economy derart überbeansprucht, dass es als Buzzword verspottet wurde. Das Konzept der „schöpferischen Zerstörung“ nach Joseph Schumpeter (1883-1950) meinte dasselbe. Beiden wohnte immer ein aktives, kreatives Element inne. Das bedeutet im Wesentlichen ja, dass das Bessere stets der Feind des Guten ist. Da ist doch fair, wenn der Bessere gewinnt. Jetzt sitzt aber sprichwörtlich das Corona-Virus auf dem Fahrersitz und wir erleiden allesamt ohnmächtig die Disruption von außen. Wichtig ist, dass wir wieder das Steuer übernehmen und all unsere Kreativität und Energie einsetzen, um das Bessere jetzt noch schneller in die Welt zu bringen. Ich meine: ein neues Wertebewusstsein, Sensibilität und Empathie sowie zielorientierte und zugleich achtsame Kommunikation helfen uns dabei.

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Persönlich bin ich immer erreichbar unter: energie.schub@claudia-brasse.de oder 02234 97912085.

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