Unsere Mobilität verändert sich – wie werden wir nach den schwierigen Zeiten darüber denken?
Die „erzwungene“ Arbeit im Homeoffice hat uns gezeigt, dass viele Arbeiten auch von zuhause aus gut funktioniert – Konferenzen per Video, schneller Austausch mit den Kollegen über Chatprogramme und nicht zuletzt das Planen von Projekten über Online-Tools. Selbstverständlich kann und wird nicht auf reale Treffen verzichtet werden, dennoch zeichnet sich ab, dass Dienstreisen seltener, selektiver und gut koordiniert erfolgen werden. Wir alle werden für alternative Möglichkeiten, wie wir unsere tägliche Arbeit organisieren und durchführen, sensibilisiert – das gilt sowohl für neue Arbeitsmodelle als auch für neue Mobilitätsmodelle.
Beobachtungen der aktuellen Lage
Zuletzt hat sich das Verkehrsaufkommen um ca. 50% reduziert. Allerdings führen Maskenpflicht, Mindestabstand, Angst vor Ansteckung und zunehmende Kontrollen im ÖPNV dazu, dass vermehrt nach individuellen Mobilitätsmöglichkeiten gesucht wird. Der Modal Split verschiebt sich im Moment hin zum individuellen motorisierten Individualverkehr (MIV, beides nach Angaben aus dem BMVI). Diese Entwicklung ist im Moment konträr zu den Zielen des Klimaschutzes.
Das bisher anhaltend gute Wetter erleichtert uns allerdings umgekehrt auch den Umstieg aufs Fahrrad, ist es doch auch eine mögliche Alternative zu Sportarten, die wir gerade nicht ausüben können – da lässt sich das angenehme mit dem Nützlichen verbinden.
In Berlin werden beispielweise die Fahrradspuren verbreitert, um zum einen zu gewährleisten den Mindestabstand einzuhalten, als auch den Umstieg von Bus und Bahn aufs Fahrrad zu erleichtern. Aber wird das Bestand haben? Wie gut funktioniert das bei schlechtem Wetter? Und derzeit ist der Sprit so billig wie nie. Dann haben wir noch weniger Fahrspuren und noch mehr Autos auf den Straßen! Droht uns der nächste Kollaps im Verkehrssystem?
Nachdenken über alternative Mobilitätsformen
Andererseits stellen viele Arbeitnehmer fest, dass sie im Homeoffice viel Zeit und Geld sparen, weil der Weg zur Arbeit wegfällt. Manche nutzen momentan ihr Auto vielleicht gar nicht oder nur für wirklich notwendige Fahrten. Das lässt viele Überlegungen bezüglich der eigenen Mobilität in der Zeit nach Corona zu. Lassen sich etwa Fahrgemeinschaften bilden? Kann ich mir ein Auto mit jemandem teilen? Lässt sich der Weg zur Arbeit vielleicht doch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen? Kann ich weiterhin mehrere Tage in der Woche im Homeoffice arbeiten und das Auto stehenlassen? Kann ich zu anderen Zeiten arbeiten, die meinem Biorhythmus entsprechen und zudem noch die Gefahr verringern im Stau zu stehen? Wie sich die Situation entwickelt, lässt sich momentan noch nicht absehen, aber es sind einige Tendenzen zu erkennen. Doch eines lässt sich mit Sicherheit sagen: dass sich unser Mobilitätsverhalten verändern wird.
Rushhour – bald nur noch ein Fremdwort?
Das Arbeiten im Homeoffice, in neu eingeführten Schichten oder das Verlegen von Meetings in den virtuellen Raum haben ebenfalls enorme Auswirkungen auf die Verkehrslage. Minutenlange Staumeldungen im Radio gibt es kaum noch. Der Verkehr entzerrt sich und könnte durch zukünftig neue Arbeitsmodelle noch entspannter werden. In dieser herausfordernden Zeit haben wir bereits jetzt vieles in Bezug auf Mobilität gelernt. Zum Beispiel, dass wir mit wesentlich weniger Dienstreisen auskommen oder dass die Entspannung der Verkehrslage nicht nur uns, sondern auch unserer Umwelt guttut.
Ich meine: wir sind gefordert umzudenken – denn so wie es vorher war, wird es nachher keinesfalls mehr sein. In den aktuell herausfordernden Zeiten stellen sich uns auch in Sachen Mobilität neue Fragen. Wir haben die Chance, die Verkehrswende noch zu beschleunigen. Wie denken Sie darüber? Haben Sie dazu ebenfalls Fragen oder möchten darüber diskutieren dann schreiben Sie mir: energie.schub@claudia-brasse.de, rufen Sie mich an 02234 97912085 oder kommentieren Sie diesen Blog hier.