The circle of life – Batterien nachhaltig nutzen. Deutschland und Europa können eine führende Rolle einnehmen
Der Klimawandel und wie wir damit umgehen ist täglich Thema in den Medien, auf Symposien und in Diskussionen – so auch in der Batteriebranche. Diese rückt jetzt die Kreislaufwirtschaft immer mehr in den Fokus. In aller Deutlichkeit kam das auf der internationalen „Advanced Automotive Battery Conference (aabc)“ Mitte Januar in Wiesbaden zum Tragen. Es wurde diskutiert, wie schon in der Design-Phase das Ende eines Produktes berücksichtigt werden und so der gesamte Lebensweg in Bezug auf Emissionen und Umwelteinfluss optimiert werden kann – Stichwort: Second Life. Viele Ideen dazu habe ich in den letzten 10 Jahren bereits gehört oder selbst entwickelt. Dennoch war die Zeit für die meisten Lösungen noch nicht reif. Jetzt scheint es aber so weit zu sein.
Wertvolle Ressourcen sinnvoll und nachhaltig zurückführen
Wie lang ist ein Batterieleben in einem Elektrofahrzeug? Wieviel Leistungseinbuße ist vertretbar und akzeptabel für den Kunden? Wie können Batterien zurückgeholt werden? Wie lassen sie sich rekombinieren? Wie kann das wettbewerbsfähig mit vergleichbaren fabrikneuen Produkten sein? Ist es legitim den Wert der Zweitnutzung schon beim Erstverkauf einzupreisen? Was passiert mit den Fahrzeugen, deren Batterieleben am Ende ist? Bekommen sie eine neue Batterie? Sind sie Sondermüll? Oder wie kann man die Autos oder die Materialien weiter verwerten? Das sind nur einige Fragen, die zum Thema Batterien in Elektrofahrzeugen zur Diskussion stehen. In der gesamten Batterie-Branche wurden bereits Designs und Prozesse immer wieder verbessert, um Antworten auf diese Fragen zu liefern. Heute hat sich der Preis um den Faktor 10 gegenüber den Anfängen der Serienfertigung von Fahrzeugbatterien reduziert, und das schneller als erwartet. Die Leistungsfähigkeit von Batterien konnte deutlich gesteigert werden und liegt heute um 150% höher als noch vor 8-10 Jahren, gemessen an der Energiedichte der Lithium-Ionen-Zellen. Und nicht zuletzt ist jetzt absehbar, wann signifikante Mengen an Batterien als Rückläufer aufgearbeitet, umgewidmet oder zerlegt und recycelt werden müssen. Die nach wie vor großen Herausforderungen nachhaltiger Geschäftsmodelle machen es geradezu notwendig, den maximalen Nutzwert aus den Batterien zugänglich zu machen. Deutschland und Europa können hier eine führende Rolle einnehmen mit Lösungen, die wertvolle Ressourcen sinnvoll und nachhaltig nutzen und den ökologischen Fußabdruck reduzieren. Namhafte Unternehmen wie Newcomer sind bereit für das Recycling von Batterien und schaffen die Kapazitäten, um wertvolle Rohstoffe zurück zu gewinnen, im Kreislauf zu halten und einer neuen Nutzung zuzuführen.
Die Produkte von heute werden Rohstoffe von morgen sein
Edelmetalle und Rohstoffe, die aus Recyclingprozessen gewonnen werden, haben teilweise sogar eine höhere Reinheit und Eignung für bestimmte Produkte als primär aus Minen gewonnene Rohstoffe. Heute schon an morgen zu denken erfordert allerdings Weitblick und intelligentes Design. Informationen und Funktionen, die in Zukunft evtl. gebraucht werden, müssen heute schon bei der Entwicklung berücksichtigt werden. Adaptive, modulare und steuerbare Systeme, die ihre Historie speichern und über noch zu entwickelnde Eigenschaften und Funktionen eine Weiterverwendung ermöglichen, sind der Schlüssel. Kreativität, Szenario-basiertes Denken, Ingenieurskunst – das alles wird uns zugutekommen, wenn wir unsere Tugenden nutzen und unsere Stärken ausspielen. Dann wird aus der Autobatterie von heute der Windspeicher von morgen und die Metallquelle für neue Produkte von übermorgen. Klug gemanagte Kreisläufe können langfristig die Unabhängigkeit von kritischen Rohstoffquellen fördern und die Wertschöpfung lokal erhöhen.