03.12.2020

Das Ende des Hybrids

Die Zulassungszahlen für alternative Antriebe erreichen monatlich neue Rekorde. Insgesamt über 35% der Neuzulassungen im November entfallen auf Elektrofahrzeuge (10%) und Hybride (24,8%), darunter Plugin-Hybride (10,6%). Hybrid-Zulassungen übersteigen damit erstmals Diesel-Neuwagenregistrierungen mit 24,3%.

Das Ende des Hybrids

Welches Auto soll ich jetzt kaufen? Gerade Flottenbetreiber wollen oder müssen bei der Anschaffung von Neuwagen heute auch die Umweltfreundlichkeit mit in die Auswahlkriterien einbeziehen. Dienstwagenfahrer wollen von den Steuervorteilen für Elektrofahrzeuge und Plug-In Hybride profitieren. Aber bequem ist anders.

Immer ist dann auch die Frage nach der Ladeinfrastruktur zu beantworten. Da wird es schnell kompliziert. Hybridantriebe sind ebenfalls umweltfreundlich und Sprit gibt es an jeder Ecke und rund um die Uhr! Aktueller Stand der Technik, sparsamer Spritverbrauch und die Batterie muss nicht am Netz geladen werden. Ist das nicht gerade die beste Alternative?

Hier muss man genau hinschauen, was genau gemeint ist: Mild-, Voll- oder Plug-In Hybrid? Die Marktentwicklung zeigt deutlich:

Die Vollhybrid-Technologie hat ihren Zenit erreicht.

Vollhybride unterscheiden sich von Mild-Hybriden und Plug-In Hybriden vereinfacht gesagt durch die Größe ihrer Batterie und den elektrischen Fahrantrieb. Ein Mild-Hybrid unterstützt mit seinem Elektromotor lediglich den Verbrennungsmotor, z.B. mit der Start/Stopp-Funktion, beispielsweise auf der Basis eines 48-Volt Bordnetzes. Im Generatormodus kann auch Bremsenergie in die Batterie zurück gespeist werden, aber einen rein elektrischen Achsantrieb gibt es nicht.

Mit einem Vollhybrid kann das Fahrzeug über kurze Zeiten bei niedriger Geschwindigkeit (z.B. bis 50km/h) rein elektrisch fahren. Die Hochvolt-Batterie mit geringer Kapazität wird über den Verbrennungsmotor oder durch regeneratives Bremsen wieder aufgeladen. Der Elektroantrieb wirkt auf die Achse und Elektro- und Verbrennungsmotor können parallel oder seriell angeordnet sein.

Ein Plug-In-Hybrid ist genauso aufgebaut, hat aber eine größere Batterie, die im Moment in der Regel 50km elektrische Reichweite ermöglicht. Sie wird extern am Stromnetz wieder aufgeladen.

Es gibt im Wesentlichen drei Argumente für Vollhybrid-Autos. Zum einen kann durch die Unterstützung des Elektroantriebs der Verbrennungsmotor kleiner dimensioniert werden. Das Ergebnis ist ein geringerer Verbrauch aber auch bessere Beschleunigung. Dann ist die Batterie im Vergleich zum Plug-In-Hybrid kleiner. Dadurch fallen die Kosten im Verhältnis weniger stark ins Gewicht. Der Mehrpreis für die zwei Antriebe wird durch gesparte Treibstoffkosten kompensiert. Und zuletzt muss ein Hybridauto nicht am Netz geladen werden.

Die Vorteile gegenüber neueren Entwicklungen schrumpfen jedoch. Auch Mildhybride bringen mittlerweile Spritersparnis und die 48-Volt Technik hält in mehr und mehr Modellen Einzug. Da hier kein Hochvoltsystem eingebaut ist, ist es auch in der Fertigung und im Service weniger aufwendig und keine spezielle Sicherheitsausbildung für die Handhabung notwendig. 

Der erste und noch immer erfolgreichste Vollhybrid war der Toyota Prius, der erstmals Ende 1997 in Japan auf den Markt kam. Noch heute bestimmen Toyota und Lexus den Markt in dem Segment, einige weitere Modelle von asiatischen Herstellern und auch Ford sind gefolgt. Dennoch setzen bei weitem nicht alle Marken auf das Vollhybrid-Konzept. Alle anderen setzen auf 48-V Technik oder Plug-In Hybrid Technik. Gerade letztere werden von den deutschen Automobilherstellern vorangetrieben, um die von der EU geforderten Flotten-Emissions-Grenzwerte für Neuwagen zu erreichen. Andernfalls drohen empfindliche Strafzahlungen.

Dies kann aber über das aktuelle Verhältnis im Antriebsmix hinwegtäuschen. 90% sind immer noch Autos mit Verbrennungsmotoren.

Mildhybride haben die Vollhybride abgelöst - ein Fortschritt für das Klima ist das nicht.

Bereits im Jahr 2019 waren unter den Neuzulassungen im Segment Hybrid (ohne Plug-In) nur noch ca. 25% Vollhybride zu verzeichnen. Ihr Anteil ist 2020 weiter gesunken. Wenn also weiter von beeindruckendem Wachstum im Hybrid-Segment gesprochen wird, ist das meiste den Mild-Hybriden zuzuschreiben. Fast zwei Drittel sind schwere Limousinen oder SUV mit Verbrennungsmotor und leichter elektromotorischer Unterstützung und einer Leistung von mehr als 165PS. Zum Vergleich: der Prius hat 101PS.
(Quelle Zulassungszahlen: Kraftfahrtbundesamt).

Sie wollen wissen, wie der Antriebsmix 2025 aussieht? Wenn Sie das mit mir diskutieren wollen, schreiben Sie mir unter: energie.schub@claudia-brasse.de oder rufen Sie mich an 02234 97912085.

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